Nachdem ich Freitag zur Wettkampfbesprechung angereist bin
und die Startunterlagen abgeholt habe, stand am Samstag ein relativ chilliger
Tag am Plan. Neben „auf dem Bett liegen und fern sehen, Essen und Trinken,
musste nur noch das Rad am Langener Waldsee eingecheckt werden.
Zum Rennen:
Die Wettervorhersage versprach Temperaturen um die 25 Grad
und nur gelegentliche Schauer. So sah das Ganze dann (sofern man den Himmel um 3:30 Uhr
erkennen konnte) auch aus, als wir am Sonntag aufstanden. Nach einer kurzen
Nacht und einem kleinen Frühstück ging es mit dem Shuttlebus zum See. Letzte
Rennvorbereitungen, kurzes Einschwimmen und endlich fiel dann um 6:45 Uhr der
Startschuß zu meinem ersten Triathlon (s.u. ;-).
Das Schwimmen verlief sehr entspannt. Ich konnte mich
schnell mit 3,4 anderen Amateuren vom Feld absetzen und schon nach wenigen 100m
schlossen wir zu einigen Profis auf, die ca. 100m vor uns gestartet sind. Von
daher hatte ich nicht sehr viel mit Schlägereien zu tun. Mit einer Zeit von 48:34 min. für die 3,8km lag ich genau im
Plan.
Am Rad habe ich von Anfang an versucht, „mein Ding“
durchzuziehen. Durch die gute Schwimmleistung war von vornherein klar, dass
ich inmitten des Profifeldes aus dem Wasser kommen werde. Profis sind es aber
deshalb, da sie (im Verhältnis) genauso schnell Rad fahren und Laufen können.
;-)
Somit habe ich einige ziehen lassen, obwohl es in dem Moment noch locker gewesen wäre, mitzufahren. Nach ca. 60km setzte dann heftiger Regen ein. Durch die
Sturmböen und den teilweise starken Gegenwind wurden die nächsten 80km etwas
ungemütlicher. Je länger der Radpart wurde, desto eher merkte ich, dass der
nicht ganz so funktionieren sollte, wie ich es geplant hatte. Im Training noch
relativ „locker“ einen 40er Schnitt über 70km gefahren, habe ich es hier gerade
mal auf einen 36er Schnitt über die 181km gebracht. Etwas frustriert stieg ich somit nach einer Radzeit von 5:01h von
meiner Focus-Waffe! Dennoch rechnete ich natürlich und dachte mir: „Naja, wenn
das jetzt mit dem 3:20h er Marathon klappt, dann wird’s ja noch eine Zeit um
die 9:10h herum, was evtl. für Hawaii reichen könnte.
Der Wechsel verlief problemlos. Plan war nun einen 4:45er
Schnitt anzugehen und...durchzulaufen. Ersteres verlief problemlos, aber
hintenraus wurde ich dann kontinuierlich langsamer. Auch wenn ich keine großen
Magenprobleme hatte und ich in einem Wettkampf muskulär auch schon mal angeschlagener war, ging es einfach nicht mehr schneller. Da ich mich am Rad
(und bis km 20 beim Laufen) nur mit Gels und Wasser (sowie einer halben
Laugenstange ;-) versorgt habe, hatte ich nach km 20 keine Lust mehr drauf und
stieg auf Cola um. Aber auch die brachte keine schnelleren Zeiten mehr.
Was mich jedoch immer wieder motivierte, war die
Unterstützung an der Strecke!
Meine Eltern, mein Trainer Dirk Schmidt und viele andere
bekannte Gesichter machten die Qualen etwas erträglicher.
Einen richtigen Hänger hatte ich mental zum Glück nie. Wenn man weiß, was man investiert hat die letzten Monate und
auf was man verzichtet hat, dann lässt man (oder lasse ich) so was erst gar
nicht zu. Und eine 4x10,5km lange Laufrunde ist auch eine schöne Sache...schon
bei km 11 ist man in der 2. Runde, in deren Ende man die Hälfte geschafft hat. ;-)
Ca. 4km vor dem Ende jeder Laufrunde stand mein Trainer, der
mich immer kurz mit dem Rad begleitete und mich mit Infos bez. der Platzierung
versorgte. Bis ca. km 27 sah das auch noch sehr gut aus: Platz 3 in der AK und
damit Quali! Jedoch kamen die hinter mir näher und da ich langsamer wurde,
konnte ich mir ausrechnen, dass es nicht mehr lange dauern würde. Die letzten 2km wurden dann noch mal etwas schneller, da der
Zieleinlauf am Römerberg immer näher rückte. Dieser war dann wirklich
unbeschreiblich. Ein tolles Erlebnis, von tausenden von Zuschauern empfangen zu werden und die erste Langdistanz geschafft zu haben. Zwar habe ich etwas mehr
von mir erwartet...aber die theoretische Planungen sind bei einer Langdistanz
immer so eine Sache. Nach einer ausgiebigen Massage, Dusche, Essen und Trinken
holte ich meine Urkunde ab und war erstmal geschockt: 7. in der AK. Somit
müssen mich auf den letzten Kilometern 4 überholt haben. „Das wars endgültig
mit dem Hawaiitraum“, dachte ich mir.
Die Zeiten im Überblick:
Swim: 48:34
min.
T1: 3:20
min.
Bike: 5:01:25h
T2: 1:19
min.
Run: 3:29:55h
Gesamt: 9:24:35h Platz
7 AK Platz 77 Gesamt
Nach den ersten einleitenden Regenerationsmaßnahmen haben
wir uns abends noch die letzten Finisher angeschaut. Super Stimmung und meinen
Respekt an die Leute, die sich 15 Stunden quälen...dann doch lieber was
schneller ;-)
Gestern stand dann noch die „Awards Party“ an, auf der es
ein leckeres, großes Buffet gab und die Siegerehrungen sowie die Slotvergabe
für Hawaii auf der Agenda standen. Auch wenn ich wirklich nicht dran geglaubt habe, habe ich
die 600 Euro, die man direkt cash bezahlen muss, wenn man seinen Slot in
Anspruch nimmt, vorher noch abgehoben. Man weiß ja nie!
Die Slotvergabe sollte für mich ein wahrer Krimi werden:
Als ich mich für den Wettkampf angemeldet habe, gab es in
meiner AK 5 Qualiplätze. Da dies aber auf 3 heruntergesetzt wurde, wusste ich
von Anfang an, dass es sehr schwer werden würde. Selbst der größte Optimist
hätte bei meinem 7. Platz daran gezweifelt, dass 4 Athleten vor mir den Slot
nicht wahrnehmen. Glücklicherweise bekam unsere AK aber einen weiteren Slot
dazu, da in der M70 der einzige Teilnehmer seinen nicht in Anspruch nehmen
wollte. „Schön“, dachte ich mir...dann bin ich ja noch näher dran vorbei ;-) Das ärgerlichste an der ganzen Sache: Mein Rückstand auf den
3. waren gerade mal 4:50 min.!
Dann ging es los...“Agegroup 25 to 29...“ Sebastian Küfner,
der erste in der AK (und das sehr verdient, mit einer 8:52h!!!) nahm den Platz!
Der 2. nahm ihn nicht, der 3. nahm ihn. Es blieben somit noch 2 Slots. Nr. 4 nahm ihn. EINER! Platz
5 war nicht da. Und spätestens jetzt begann das große Zittern. „Roland
Roelz“...“Roland Roelz“...es war kein Roland Roelz da und damit war klar:
ICH FAHRE ZUR WM NACH HAWAII!
Der absolute Traum eines jeden Triathleten wird schon in 3
Monaten wahr. Direkt bei der ersten Langdistanz die Quali geholt. Unglaublich. Und ich muss gestehen: So richtig glauben kann ich es immer
noch nicht.
Aber das ganze wird noch getoppt:
Den Zieleinlauf habe ich wirklich genossen, da keiner direkt
hinter mir war. Die letzten Meter bin ich gegangen. Wer denkt schon daran, dass
in der zweiten Startgruppe um 7:00 Uhr vielleicht jemand aus meiner AK sein
könnte, der ähnlich schnell gewesen ist und es zudem noch um den letzten Slot
in der AK geht? Und so war es: Der 8. in meiner AK war gerade mal 2
SEKUNDEN!!!! langsamer als ich!
Es wäre nicht auszudenken gewesen, wenn ich 3 Sekunden
später ins Ziel gegangen wäre und damit auf der Zielgerade den Qualiplatz um
nur eine Sekunde verpasst hätte! Ich glaube mehr Glück kann man nicht haben! Aber ich
behaupte einfach mal zu sagen: „Ich habe es mir verdient!“
Nun geht es erstmal mit meiner Freundin (die ebenfalls ein
erfolgreiches Langdistanzdebut in Roth hingelegt hat :) für eine Woche in die
Alpen. Dort wird NICHT geschwommen (außer vielleicht im Whirlpool), NICHT Rad
gefahren (außer vielleicht ein bisschen MTB) und NICHT gelaufen (außer
vielleicht zum nächsten Mc ...;-) Alternativsportarten wie River Rafting oder Canyoning werden
dort ausgetestet.
Auf jeden Fall ein fettes DANKE an (Reihenfolge
willkürlich):
EJOT Team (www.ejot-team.de) (im speziellen Rainer)
Dirk Schmidt (www.multisport-center.de)
Meine Eltern
Meine Freundin
Markus Konrad (www.triathlead.com)
Einen dicken Glückwunsch auch noch mal an die beiden „alten
Hasen“. Daniel Knöpke, der ein Wahnsinnsrennen hingelegt hat (8:51h
und 15. Gesamt) und Michael Rohleder, der mit einer Zeit von 9:03h auch ein ganz
starkes Rennen gezeigt hat. Gemeinsam geht es nach Hawaii.
Das Ganze hier noch mal in einer schönen Collage von Rainer.
Zum guten Schluss:
Natürlich ist solch ein Hawaiistart nicht günstig. Es ging
los mit den 600 Euro Startgeld.
Dazu kommt Flug, Unterkunft,...
All das müssen wir Amateure natürlich selbst bezahlen.
Falls sich also wer bereit fühlt, mich bei dem „Traum
Hawaii“ ein wenig zu unterstützen:
Das würde ich nicht ablehnen. ;-)
Natürlich würde auch ich mich auch mit entsprechenden
Gegenleistungen erkenntlich zeigen!
AB IN DEN URLAUB! :-)