Donnerstag, 25. Oktober 2012

Zurück im Alltag...ein (etwas anderer) Rückblick!



Startszenerie am Pier von Kona

Nun ist das „Abenteuer Ironman Hawaii“ schon wieder Geschichte! Rückblickend kann ich sagen, dass es ein unvergleichliches Erlebnis war, auch wenn es „das nächste Mal“ besser laufen sollte.
„Das nächste Mal...“: Zuvor war ich mir noch relativ sicher, was ein Wiederkommen nach Kona betrifft. Ich hatte die Einstellung: „Ich bin nun dabei. Das sollte man einmal auf jeden Fall erlebt haben. Aber damit ist dann auch gut.“ Als meine Freundin mich den Tag nach dem Wettkampf fragte, ob ich mir das noch mal vorstellen könnte, wollte ich noch keine definitive Antwort geben, da die Schmerzen noch deutlich spürbar waren, aber in der Antwort „Frag mich morgen noch mal!“ konnte man glaube ich schon ein Tendenz erkennen ;-).
Es ist nicht nur der Wettkampf, der den Wettkampf ausmacht. Es sind die Tage vorher, die ganz besondere Atmosphäre, die Wertschätzung und nicht zuletzt die Location!
Nun aber von Anfang an:

Die Tage bis zum Wettkampf
Zum Hinflug dürfte das Meiste gesagt sein: „Der Weg ist das Ziel“ schien nicht nur für den Wettkampf zu gelten (s.u.). Angekommen sind wir dennoch, um die ersten Tage auf (oft als „Paradies“ titulierten) Hawaii zu genießen.

Naturgewalten

Dass diese Bezeichnung nicht von ungefähr kommt, hat sich bestätigt: Regenwald, Strände, Gebirge: Alles da! Und alles auf kleinstem Raum. Hinzu kommt das „in den Tag hinein leben“. Die Lebenserwartung der Hawaiianer ist nicht umsonst die höchste in ganz USA. Auch wenn man monatelang auf den Wettkampf hingearbeitet hat, habe ich die Tage bis zum 12. Oktober (Tag des Check-In's) voll genießen können. 

Weg zum Check-In

Von Wettkampfanspannung war bis dahin (zum Glück?/leider?) noch nichts zu spüren. Die kam dann aber umso mehr am Morgen des Wettkampfes:

Der Renntag
Um 3:30 Uhr klingelte der Wecker und glaubt mir: Das Aufstehen zu einer solchen Zeit fällt einem nie so leicht, wie vor einer Langdistanz!
Nach einem ausgiebigem Frühstück ging es vor dem „Warm Up“ zum „Cool down“: Um dem Körper gut auf die Hitzebelastung vorzubereiten, zog ich mir die Kühlweste und das Bandana von „ecooline“ an, um die Körperkerntemperatur bis zum Start relativ gering zu halten. Eine sehr angenehme und vor allem effektive Sache! Auch im Training habe ich die Produkte mehrfach getestet und bin zu dem Schluss gekommen: Angenehme Kühlung und dadurch sicherlich auch eine Leistungssteigerung.

Einen "kühlen Kopf" bewahren, mit dem Bandana von "ecooline"

Gegen 5 Uhr waren wir im Startbereich. Und spätestens jetzt stieg die Anspannung! Das Rad wurde noch einmal gecheckt, die Flaschen gefüllt und dann realisierte man so langsam: „Junge, du darfst jetzt gleich in Hawaii beim Ironman dein Bestes zeigen. Das ist der bedeutsamste Wettkampf für dich seit dem Beginn deiner Triathlon“karriere“. DAS ist der Grund, wieso du hier bist. DAFÜR hast du so viel geopfert.“ Emotional sicherlich das Bewegendste, was ich bisher triathlonmäßig erlebt habe. Unvergleichlich und unvergesslich! Nachdem meine Freundin mich mit einer gefühlten halben Flasche Sonnencreme eingeschmiert hat, wurde es ernst. 

Vor dem Start

Der "psychische Rennbericht"
Zum physischen (Abschneiden) in den Einzeldisziplinen habe ich unten ja schon das Wichtigste beschrieben. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Einblick in die Physis geben:
 Leicht es „für den Kopf“ sicherlich nicht, eine Langdistanz zu bestreiten. Auf Hawaii kommt die Eintönigkeit der Landschaft hinzu. Das Schwimmen stellt mental die geringste Hürde dar: Auch wenn man –gefühlt- ewig unterwegs ist, geht es doch recht schnell vorbei. 

Schwimmausstieg...mit 56 min. unter der Top 100

Am Rad habe ich anfangs natürlich versucht, sehr defensiv zu fahren, was mir meiner Einschätzung zufolge auch gelungen ist. Die ersten 10km durch Kona stellen mental noch keine Herausforderung dar. Aber spätestens wenn man auf dem Queen K-Highway unterwegs ist, gibt es nicht mehr viel zu sehen. Langweilig wurde mir trotzdem nicht. Es gibt schließlich viel zu tun:
1)      Man muss versuchen, eine konstante Leistung aufs Pedal zu bringen
2)      Man muss sich richtig versorgen
3)      Man muss darauf achten, dass man immer brav den 7m-Abstand zum Vordermann einhält.
All das führte tatsächlich dazu, dass das Radfahren für mich mental keine besondere Hürde darstellte. Lediglich der Gegenwind versucht einen zu zermürben. Aber wie ich schon mal gesagt habe: Das sind Sachen, die weiß man vorher. Man kann sich darauf einstellen und weiß, dass es einfach dazugehört.
Kurz vor dem 2. Wechsel

Beim Lauf war ich eigentlich überrascht, dass es noch ganze 12km durch Kona geht, bevor wir uns auf dem Highway in Richtung Energy Lab aufmachten. „Schön“, dachte ich mir: „Wo du die 42 km läufst, ist eh egal. Dann doch lieber hier schon mal 12km, als in der Einöde.“ Ich wusste zu Beginn des Marathons: 3:45h und du bleibst unter 10 Stunden! Angelaufen bin ich dann mit einer Zeit von 4:45 min./km., was sich auch ganz gut anfühlte. Leider kam der Punkt, an dem das Tempo sich verlangsamte wesentlich früher, als noch in Frankfurt. Auf der steilen Palani Road, bei km 12 war es dann soweit: Das erste Mal, dass ich in einem Wettkampf ging. Ich dachte mir: „Es ist steil, es ist heiß, hier gibt es was zu trinken.“ Genug Argumente, um mal ein paar Schritte zu gehen. Und genau DA lag glaube ich der mentale Knackpunkt des Rennens.

Und ab in die Einsamkeit

Alii Drive, kurz vor dem Ziel

Ab diesem Zeitpunkt ging ich an jeder Verpflegungsstation. Ich schätze, dass ich auch locker hätte durchtraben können. Als ich dann merkte, dass es mit der Sub 10 nichts mehr gibt, fing ich mir das Gehen an. Alle 2km ca. 100m. Und selbst dann, wenn ich zwischen 2 Verpflegungsstationen war. „Idiotisch!“, wenn man es sich jetzt überlegt. Ich behaupte mental eigentlich recht stark zu sein, aber da hat es mich erwischt. Dort wurde ich „weich im Kopf“.

Der Zieleinlauf war, wie gesagt, unbeschreiblich. Dennoch nicht so bewegend, wie die 1-2h morgens, vor dem Wettkampf. Nach der Erstversorgung und diversen Krampfverhinderungs-versuchen (mal erfolgreich, mal nicht ;-), ging es zunächst zurück ins Hotel, bevor wir die letzten Finisher am Alii Drive bejubelten. 


So gut, wie geschafft: Nirgendwo ist der Finishergedanke so wichtig, wie hier!

Die Tage danach standen natürlich im Zeichen der Entspannung. Neben einem Besuch auf dem Mauna Kea (mit 4.200m ü. NN höchster Berg Big Islands), haben wir uns noch im Bodyboarden und Sunbathing versucht ;-)

Mauna Kea

Wie gesagt: "Lässiges Leben" ;-)

Eine erlebnisreiche Saison geht somit zu Ende. Nun befinde ich mich schon 2 Wochen in der Saisonpause, habe gefühlt schon 10kg zugenommen und freue mich auf noch ein paar weitere Tage „ungesundes Leben“! :-)

Ich habe es tatsächlich geschafft"!

meine Kumpels

Lichtspiele

Frühstück im Lava Java

Kommendes Jahr ist auf jeden Fall keine Langdistanz geplant. Aber auf Hawaii war ich sicherlich nicht das letzte Mal! Da ist auf jeden Fall noch eine Rechnung offen.

Eigentlich bin ich kein Freund von Dankesreden (auch wenn man diese sicherlich viel zu selten „schwingt“). Trotzdem tue ich es an dieser Stelle:
DANKE noch mal an alle, die mitgefiebert und mir im Nachhinein gratuliert haben.
DANKE an meine Schule für die Unterstützung.
DANKE an „ecooline“
DANKE an das EJOT Team und
DANKE an die BESTE Betreuerin :-)



Nun wird es hier erst mal etwas ruhiger.


Bis bald und machts gut, Marco

1 Kommentar:

  1. kurzweiliger Artikel - sehr gut!
    Mach dir mal um den mentalen Aspekt keine Sorgen, wenn du immmer wieder losgelaufen bist ist das stark. Viele schaffen es nach der ersten Gehpause nicht mehr sich aufzuraffen!

    (das Radfoto ist nicht klickbar/vergrößerbar)

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