Start von 2300! Athleten um 6:55 Uhr |
Zeit habe ich momentan viel, denn ich sitze im Flieger.
Lihue (Kauai) à
San Francisco. Einer von drei Flügen, um aus dem Paradies wieder nach Hause zu
kommen, wo einen dann Jetlag und der „kalte Alltag“ erwartet. Luxussorgen,
denen man sich gerne hingibt. Als ich mich in Schweden erneut für die WM auf
Big Island/Hawaii qualifizierte, wusste ich sofort, wo ich meine Herbstferien
verbringe: Nach 2012 ging es erneut um die halbe Welt, um sich möglichst kurz
(und trotzdem verdammt lang) zu quälen. Über eine Distanz, vor der man immer
wieder erneut Respekt hat und bei einem Wetter, dass den Respekt nur noch
steigert. Im Endeffekt ist der Ironman Hawaii eine Langdistanz, wie jede
andere, wäre da nicht: Die Geschichte, die dahinter steckt/ der Mythos, der
immer und überall während „DER Tage“ auf Big Island zu spüren ist/ der Status
einer Weltmeisterschaft und und und. Bereits eine Woche vorher ging es mit
meinem Vater und dank meiner Schule von Amsterdam aus los. Die Tage bis zum
Rennen: Entspannt! Die letzten Einheiten, etwas an die Hitze gewöhnen (soweit
das möglich ist) und der Versuch, zumindest vorher nicht den Essenssünden, die
hier an jeder Ecke warten, zu verfallen.
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Das lief rund: 53:37 min. dank schnellen Klamotten! |
Registration, Underpants Run, Fotos machen, Gucken, Staunen,
Trainieren, 2 Gänge zurückschalten, Welcome Banquet, Einchecken,…der Morgen des
8.10.2016!
Das ist die Zusammenfassung der Vorwettkampfwoche, wie sie
glaube ich bei den meisten Athleten abläuft. Das Rennen schreibt jedoch bei
jedem seine eigene Geschichte. Ich versuche es bei einer „Kurzgeschichte“ zu
belassen. Ob sie ein Happy End hat? Lest selbst
Nachdem ich 2012 eine Nahkampferfahrung, wie nie zuvor
gemacht habe (Schlägerei und teilweise Panik auf den ersten 500m der
Schwimmstrecke), habe ich mir diesmal folgendes vorgenommen: Start von ganz
links und die ersten 200m voll losschwimmen. Ich liebe es, wenn Pläne
funktionieren. Die Taktik ging auf und ich stieg nach 53:37 min. relativ weit
vorne aus dem Wasser. Das lief schonmal rund. Auf dem Rad bin ich verhalten
gestartet. Ich habe mir vorgenommen, ca. 10 Watt weniger im Schnitt zu treten,
als in Schweden. Das ein Pacing nach Wattwerten hier (zumindest bei mir) nicht
wirklich funktioniert, das habe ich relativ schnell zu spüren bekommen. Der
Wind, viel zu viele Athleten (dazu unten mehr) und das Profil der Radstrecke
machten ein rhythmisches Fahren sogut wie unmöglich. Auch wenn ich schneller
als 2012 unterwegs war: Das, was ich hier auf dem Rad ablieferte, entsprach bei
Weitem nicht dem, was ich konnte. Es lag vielleicht aber auch daran, dass ich
relativ schnell die Lust verloren habe. Auch dazu unten mehr. Die Bedingungen
waren gegenüber 2012 besser, auch wenn der Wind wiedermal allen zeigen wollte,
woher das „Lüftchen“ gerade weht. Leider habe ich dann auf der 2. Hälfte
anscheinend kurz nicht aufgepasst , als mich ein Athlet überholte und ca. 3m
vor mir wieder einscherte. In dem Moment pfiff mich ein Marshall an und da
hatte ich sie: Meine allererste Zeitstrafe bei einem Triathlon…nach bestimmt
ca. 150 Rennen. Und das hier. Das kann kein Zufall sein, oder!?
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In den Lavafeldern Big Islands |
Zum Laufpart bleibt nur soviel zu sagen: Es war hart, es war
heiß und ich habe ab km 16 bei jeder Verpflegungsstation genommen, was ich
nehmen konnte. Das Ganze sah dann fast immer so aus: 1 Becher Wasser trinken, 2
Becher Wasser über den Kopf,1 Becher Eis vorne in den Einteiler, 1 Becher Eis
hinten in den Einteiler, 2 Becher Cola trinken und weiter laufen. Am Ende blieb
die Uhr dann bei 10:02:45h stehen.
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Da "lief" es noch |
Ob Ziel erreicht (unter 10h), oder nicht: Es ist und bleibt
etwas Besonderes, auf dem Alii Drive einzulaufen, und die Tortour hinter sich
gebracht zu haben. Hier spielt die Emotionalität eine Rolle, wie bei kaum einem
(oder keinem!?) anderen Rennen. Bei mir war es wieder der Moment vor dem Start:
Kurz bevor man ins Wasser geht. Wenn man keinen „Supporter“ mehr um sich rum
hat, wenn man realisiert, dass man durchaus ein bißchen was geleistet hat im
Vorfeld, um jetzt gleich zur wohl berühmtesten Triathlon Startlinie der Welt
schwimmen zu dürfen. Gänsehaut war da…und komplett trocken blieben die Augen
auch diesmal nicht ;)
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Überglücklich und mit Vorfreude auf den "Spaß danach" ;-) |
Leider merkt man dem Rennen aber auch an, dass das Ganze eine Geldmaschine ist. Das Startgeld steigt von Jahr zu Jahr…aber es gibt’s ja immer genug, die es bezahlen (und das wird sich nie ändern). Schade, dass dies so ausgenutzt wird. Aber auch die Anzahl an zugelassenen Athleten steigt von Jahr zu Jahr. 2400 waren es diesmal. Die Wechselzone würde sicherlich noch wesentlich mehr verkraften. Und auch sonst wäre es bei diesem Rennen bestimmt gut machbar, 3000 Athleten starten zu lassen. Es scheint jedoch ein wichtiger Faktor dabei vergessen zu werden: Sollte es nicht ein „Kampf gegen sich Selbst“ sein? Sollte bei einer WM nicht der vorne sein (dabei rede ich hauptsächlich von den Age-Group Athleten), der der kompletteste Athlet ist? Der Faktor, der anscheinend in Vergessenheit gerät, ist, den Ursprüngen treu zu bleiben.
Auch wenn es voll aussieht: Hier wäre (leider) bestimmt noch Platz für mehr! |
Die
Ursprünge, von denen dieses, wie kein anderes Rennen lebt. ALLEINE RADFAHREN! Das
gehört doch dazu!? Wenn ich jedoch sehe, dass Pulks von mehreren 100 Athleten
auf dem Highway unterwegs sind und einige!!! nur wissen, was 12m Abstand sind,
wenn ein Race Marshall in der Nähe ist, dann ist das einfach traurig. Auch mich
hat es erwischt. Wie gesagt: Das erste Mal, das ich eine Zeitstrafe bekommen
habe. Sie war gerechtfertigt, aber verhindern konnte ich sie auch nicht. Die
Race Marshalls haben ihren Job super gemacht. Sie haben viele Karten zurecht
zeigen müssen. Aber ist das die Zukunft dieses Sports? Dass der gewinnt, der
glücklicherweise gut durchgekommen ist und keine 5 Minuten im Penaltyzelt
anhalten musste? Das wäre doch sehr sehr traurig und hat, vor allem dieses
Jahr, schon so manchen zum Nachdenken angeregt. Für mich zieht sich daraus ganz
klar die Konsequenz: Wenn sich dies so weiterentwickelt, war es für mich wohl
der letzte Start auf Hawaii, auch wenn mir dies sehr sehr leid tun würde. Denn
der „Mythos Ironman Hawaii“ lebt nach wie vor!
Beste Supportcrew: Papa, Athlet, Freundin (von links nach rechts ;-) |
San Francisco ist zwar immer noch knappe 2h entfernt, aber
ich bin durch! Happy End? Das dürft ihr entscheiden. Ich bin zufrieden und vor
allem die letzten 2 Wochen, die ich mit meinem Vater (Maui) und meiner Freundin
(Maui und Kauai) verbringen durfte, waren mehr als nur ein Happy End!
Traumhaft!
Ich werde noch weitere 2 Wochen Päuschen machen, und mich
dem Squash und Snooker spielen widmen, bevor es so langsam wieder mit der
Vorbereitung der kommenden Saison losgeht. ;-) Wen es interessiert: Unten gibt
es noch zwei Interviews (eins in Schriftform und ein Radiointerview), einen Bericht der Siegener Zeitung sowie einige wenige Eindrücke von dem, oben angedeuteten "Spaß danach": Urlaub im Paradies!
Mahalo Hawaii und Mahalo an die besten SUPPORTER: meine Eltern, meine Freundin und natürlich die ganzen Verrückten, die ihr rechts seht! Ihr seid schon ein paar coole Typen ;-)
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Link zum Interview mit Radio Berg
Link zum Interview mit "Sportshop Triathlon"
Bericht der Siegener Zeitung:
Bericht der Siegener Zeitung:
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Road to Hana, Maui |
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NaPali Coast auf Kauai |
Kalalautrail auf Kauai |
Das war es für diese Saison! |